Dieser Artikel wurde ursprünglich für unseren Schweizer Markt verfasst, es können Schweizer Referenzen im Text vorkommen.
Inyova CEO Tillmann Lang zur Gestaltung von gleichberechtigten Arbeitsplätzen.
Ich würde mich als aufgeschlossenen und modernen Mann bezeichnen. Als Befürworter der Gleichberechtigung glaube ich fest an die Vorteile eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses in Unternehmen und Haushalten. Ich war schon immer von starken Frauen umgeben – sowohl in meiner Karriere als auch in meinem Privatleben.
Allerdings brauche ich nicht lange zu suchen, um auf Vorurteile gegenüber Frauen zu stossen. Ich finde sie bei mir, wie auch bei anderen – bei Männern und Frauen gleichermassen. Dennoch überrascht es mich immer wieder, wie wenig ich eigentlich weiss und sehe, bis ich darauf hingewiesen werde.
Um nur einige gängige Beispiele zu nennen:
- Wenn ich meinen Sohn zu einem Meeting mitnehme, gelte ich als modern und aufgeschlossen. Ich habe selbst miterlebt, wie weibliche Kolleginnen in derselben Situation für ihre Unfähigkeit, sich und ihr Leben zu organisieren, kritisiert wurden.
- Frauen in Macht- und Führungspositionen werden anders wahrgenommen als ihre männlichen Kollegen. Man denke nur an das Adjektiv «verbissen» – wer kommt Dir da eher in den Sinn, Mann oder Frau?
- Managerinnen werden in Interviews häufig gefragt, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Wurde diese Frage je an einen männlichen Manager gerichtet?
Bei Inyova erleben wir dies aus erster Hand. Wir sind ein heterogenes Team durch und durch, auch geschlechtertechnisch (tatsächlich besteht mehr als 50% des Inyova-Teams aus Frauen; auch wir haben unser Ungleichgewicht vorzuweisen). Und davon profitieren wir jeden Tag, indem mehr Sichtweisen, mehr Kompetenzen und mehr Erfahrung unsere tägliche Arbeit bereichern.
Hiermit sei klargestellt, dass nicht jedes Ungleichgewicht zwangsläufig negativ sein muss. Jedoch muss es reflektiert und erkannt werden.
Wieso aber richtet sich dieser Artikel hauptsächlich an Männer? Erstens werden Männer im Diskurs zur Gleichstellung der Geschlechter oft ausgeschlossen – zu unrecht! Umfragen zeigen nämlich, dass Unternehmen bei der Durchsetzung der Gleichberechtigung viel grössere Fortschritte erzielen, wenn auch die Männer mit einbezogen werden.
Zweitens mögen Männer sich der Ungleichheiten zwar bewusst sein, wissen aber trotzdem nicht, wie sie bestimmte Themen angehen sollen. Auch wenn dies wie eine Ausrede daherkommt, entspricht es oft der Realität. Ich zähle mich hier dazu, wie auch unzählige männliche Kollegen, mit denen ich darüber gesprochen habe.
Tatsächlich kann das Wissen um die Problematik zu grosser Unsicherheit führen. Schliesslich ist es angenehmer, zu schweigen, um ja niemandem auf die Füsse zu treten. Durch Aufzeigen von Handlungsoptionen kann diese Unsicherheit jedoch beseitigt werden.
Nachfolgend also vier Möglichkeiten, wie Du als Mann – oder auch als Frau – zur Gleichberechtigung beitragen kannst:
1. Augen aufmachen statt verdrehen
Wusstest Du, dass viele Produkte auf Männer abgestimmt sind? Früher wurden Sicherheitsgurte beispielsweise nur an männlichen Crashtest-Dummys getestet – so fand die University of Virginia heraus, dass Frauen 47% häufiger schwere Verletzungen bei Autounfällen erleiden als Männer, weil wichtige Sicherheitsfunktionen nicht für ihren Körper entwickelt wurden. Ein weiteres Beispiel ist das Finanzwesen. Die meisten Anlagelösungen sind für Männer konzipiert, wobei 90% aller Finanzberater männlich sind.
In der Arbeitswelt hindern unflexible Arbeitsumgebungen Frauen daran, Mutterschaft mit Karriere zu verbinden UND auch Männer werden davon abgehalten, ihren Teil zu leisten, selbst wenn sie gerne wollen. Bestes Beispiel dafür ist der Kanton Zürich, der sich für seinen eintägigen (ja, bloss 1 Tag!) Vaterschaftsurlaub als fortschrittlich bezeichnet.
Die Berufsunterbrechung von jungen Müttern in der Schweiz dauert deshalb durchschnittlich fünf Jahre – und findet typischerweise in den späten Zwanzigern und Dreissigern, einer bedeutenden Zeitspanne für die Karriere, statt.
Bevor Du also beim oft verwendeten Begriff der «Gleichberechtigung» die Augen verdrehst, informiere Dich! Erkenne, dass ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern existiert – und dass andere mit Hürden zu kämpfen haben, die für Dich vielleicht nicht existieren. Befasse Dich aktiv mit Deinen eigenen Vorurteilen und decke sie auf. Dieses unterhaltsame Hilfsmittel kann Dir dabei helfen.
2. Sprich über Gleichberechtigung und lerne aus Deinem Umfeld
Rutsche in Diskussionen über Gleichberechtigung nicht in die Defensive ab. Sprich stattdessen Ungleichheiten am Arbeitsplatz oder anderswo an. Am einfachsten gelingt dies, indem Du auf die Situation aufmerksam machst und Vorurteile aufdeckst. Hast Du jemals mit deinen männlichen Freunden über Gleichberechtigung gesprochen? Vermutlich schon.
Hast Du mit Frauen darüber gesprochen? Sie sind Dir sicher dankbar dafür und können Dir obendrein noch Tipps geben. Hast du am Arbeitsplatz darüber gesprochen? Es ist gut möglich, dass andere – wiederum Männer UND Frauen – sehr offen für das Thema sind, aber einfach nicht wissen, wie sie handeln sollen. Eröffne den Dialog! Lernt voneinander.
3. Gleichberechtigung als Chance begreifen
Bleiben wir bei der Geschäftswelt. Obwohl Frauen 70-80% aller Kaufentscheidungen treffen, werden Produktmarken oft, manchmal sogar ausschliesslich, von Männern entworfen, vermarktet und verwaltet. Man denke nur an das wirtschaftliche Potenzial von mehr Frauenpower in der Geschäftsstrategie, der Produktentwicklung und im Allgemeinen.
Tatsächlich ergab ein Bericht der Credit Suisse, dass der Umsatz von Grossunternehmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat über 6 Jahre um 26% höher ausfiel als derjenige ihrer Konkurrenz, die keine Frauen in ihren Verwaltungsräten haben.
Und dennoch: trotz der steten Zunahme von Hochschulabsolventinnen und einem Wohlstandswachstum der Frauen sitzt in den meisten Gremien von Grossunternehmen nicht eine einzige Frau – von einer vollständigen Gleichberechtigung der Geschlechter in der Wirtschaft ganz zu schweigen.
Ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu erzielen wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn der Prozess mühsam und lähmend erscheinen mag, gibt es sehr wirksame Möglichkeiten, ihn zu unterstützen. Eine davon – vielleicht die einflussreichste – ist die aktive Anlage in Unternehmen, die sich für die Gleichberechtigung stark machen. Deine Investition kann die Welt verändern.
4. Handle in Deinem direkten Umfeld
Zu guter Letzt, begrüsse die Gleichberechtigung als Beitrag zu einem besseren Leben für Dich und alle anderen um Dich herum. Das Arbeitsleben profitiert immens von heterogenen Teams und familienfreundlichen Strukturen.
Beziehe als Mann Deinen Vaterschaftsurlaub und verabschiede Dich zeitig in den Feierabend, um Deine Kinder abzuholen. Wenn Du als Mann nicht mit gutem Beispiel vorangehst, werden Deine weiblichen Kolleginnen erst recht dafür kritisiert. Schliesslich ermöglicht die Gleichberechtigung mehr Lebensqualität, Wohlstand und eine nachhaltigere Zukunft für uns alle.
Ob Du nun mit Menschen sprichst und ihnen zuhörst, Frauen in Deinem Umfeld unterstützt, in Unternehmen mit Geschlechtervielfalt investierst oder einfach nur diesen Artikel teilst: Jede Massnahme, die Du jetzt ergreifst, trägt zu einer vielfältigeren, zufriedeneren und leistungsfähigeren Umwelt für künftige Generationen bei.
Lass uns jetzt beginnen!
Investiere in die Gleichberechtigung
Studien belegen, dass die Weltwirtschaft durch Geschlechtergleichheit bis 2025 potenziell um CHF 12 Billionen Franken wachsen kann – eine der vielversprechendsten Anlagemöglichkeiten unserer Zeit! Dies ist nur einer von vielen Gründen, warum wir bei Inyova tätig werden wollten.
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